Am 22. August war es soweit – zu unserem Sommerfest startete der Bus mit den Goethefreundinnen und -freunden aus Erfurt und Gera mit dem Endziel: Schloß Molsdorf. Kulmbacher Literaturfreunde und eine befreundete Familie aus Zeulenroda reisten mit eigenen Pkw an. Unser erstes Ziel war die Kirche St. Elisabeth in Stedten – erbaut 1745. Wie uns der Herr Pfarrer erzählte, war sie bis 1945 ein evangelisches Gotteshaus – mit besonderen Sitzplätzen für die Adelsfamilie Keller. 1944 hatte der Krieg die schöne Barock-Kirche arg zerstört. Nach dem Wiederaufbau wurde sie ab 1976 eine katholische Kirche für die hier lebenden 224 Gemeindemitglieder. Auch berichtete der Pfarrer über einen Besuch Goethes und Wielands, die hier im Schloß 1775 Gäste des Schloßherrn waren – heute existiert das Schloß nicht mehr.
Hans-Peter Brachmanski, Mitglied der Erfurter Goethe-Gesellschaft und des Freundeskreises Schloß Stedten, gab uns interessante Informationen zum historischen Friedhof, zu den Epitaphien und Gräbern.
Weiterfahrt nach Wandersleben – wir wollten die „Menantes“-Literaturgedenkstätte besuchen, erleben. Christian Friedrich Hunold – später als „Menantes“ bekannt, wurde am 29. September 1680 hier in Wandersleben geboren. Er studierte in Jena Jura und lebte später in Berlin. Als „Barock- Dichter und Aufklärer“ seiner Zeit verfaßte er auch „Hocherotische Werke“, die ihm zu jener Zeit viel Aufmerksamkeiten einbrachten. In Arnstadt lebte und wirkte zu dieser Zeit Johann Sebastian Bach- der „Orgel-König“ genannt. Beide lernten sich kennen und sollen ein wildes, unmoralisches Leben geführt haben. In seiner Hamburger Zeit schrieb Menantes religiöse Bücher, nachdem er seine alte Lebensweise aufgegeben hatte und wurde in Halle an der Universität lehrend wirksam. Hier heiratete er auch, zeugte vier Kinder mit seiner Frau und kehrte 1706 nach Wandersleben zurück. Am 6.August 1721 starb Menantes hier im Alter von nur 41 Jahren. Diesen kurzen Lebenslauf des „Menantes“ vermittelte uns ein Vortrag, der uns ALLEN gut gefiel, weil er viel Neues vermittelte. Die Führungen samt Erläuterungen übernahmen Bernd Kramer und Cornelia Hobohm, bei denen wir uns herzlich bedanken.
Wir fuhren weiter Richtung „Schloß Molsdorf“. Nach dem Mittagessen erlebten wir eine Schloßbesichtigung und erfuhren vieles aus dem Leben von Graf Gotter. Er wurde 1692 geboren, ging nach der Schule und dem Studium an den Wiener Hof, wurde Diplomat und soll stets in Geldnot gelebt haben. Bedingt durch seine Tätigkeit war er sehr oft auf Reisen. Man erzählte uns, das er sehr „begehrt“ bei den Damen war und dies auch genoss (lt. Kirchenbucheintrag soll er 28 Kinder gezeugt haben ). 1723 wurde er geadelt: jetzt Baron Gotter! 1740 wurde er nach nach Berlin berufen als Reichsgraf. 1762 starb er in Berlin und wurde auch dort beigesetzt.
Nach der Schloßführung erwartete uns ein Konzert der ganz besonderen Art – Thema:“Herzlich tut mich erfreuen die schöne Sommerzeit – Musik der Renaissance an Burgen und Schlössern“ mit der „Erfurter Camerata – vorgetragen in Kostümen der Renaissance und mit den Musikinstrumenten dieser Zeit! Wir waren sehr begeistert und dankten dem Geschäftsführer Dieter Schumann und seinen Musikern mit langem Beifall für diese Überraschung. Frau Otti Planerer von den Geraer Freunden erinnerte mit zwei vorgetragenen Briefen, die Goethe einst verfaßt hatte, an unser ALLER Hobby – Verehrung des großen deutschen Dichters.
Danach starteten wir zur Heimreise und dankten den Initiatoren und Organisatoren für diesen erlebnisreichen Tag!
Renate Dalgas